Bewahrung für unsere Seele

Es fällt mir schwer in diesen Tagen etwas für diesen Impuls zu schreiben. Zum einen fehlen mir die Worte, das unendliche Leid, die Angst, die Gewalt und Zerstörung des Kriegs zu beschreiben. Zum andern sind es die vielen unvorstellbaren Bilder, die täglich auf uns einströmen und uns zeigen, dass es furchtbare Realität ist, die mich zu lähmen scheinen. Wir Menschen können diese Informationen nur bedingt aufnehmen und verarbeiten. Das Maß ist hierbei sicher bei jedem anders, aber letztendlich schalten Leib, Seele und Geist irgendwann ab. Das geschieht zum Selbstschutz und dieses Prinzip findet sich auch bei anderen Reizen unserer Sinne und Gefühle. Auch die Reaktionen auf dieses „Stopp-Zeichen“ sind bei uns Menschen unterschiedlich. So gab es in den ersten Tagen des Krieges Bilder, in denen unbewaffnete Dorfbewohner militärische Konvois stoppen konnten. Heute schießen die Truppen auf Wohnhäuser. Das „Abschalten“ hat bei vielen Soldaten zum „Funktionieren“ geführt. Auch hier, im „sicheren“ Teil Europas, besteht die Gefahr, dass die emotionalen Herausforderungen nicht ohne Folgen für Geist und Seele bleiben. 

Es ist wichtig, dass die Berichterstattung nicht nachlässt, die Gräuel des Krieges und die Grausamkeiten der Kriegsführung aufzudecken. Aber vielleicht gönnen wir uns ab und zu einmal eine „Auszeit“? Wir brauchen dabei ja nicht uninformiert zu bleiben, aber wir können versuchen etwas Ruhe zu finden. Das ist ein Privileg, dass viele Menschen im Krieg oder auf der Flucht nicht haben. Nutzen wir es. Wir haben gestern Abend bei uns zu Hause die Berichterstattung ausgeschaltet und gelesen. Mir hat es gutgetan. Auch wenn es vielleicht nicht möglich war, wirklich abzuschalten, hat die Auszeit einen „Kanal freigeschaltet“, wieder andere Dinge aufzunehmen. Gott will uns in dieser Situation nicht alleine lassen. Mehr denn je gilt die Zusage Jesu, zu ihm zu kommen, wenn wir mühselig und beladen sind. Damit Gott uns Ruhe schenken und uns stärken kann, hilft es, ihm eine Möglichkeit zu schaffen, uns zu erreichen, indem wir ihm einen „Kanal freimachen“.

In meinem täglichen Weg durch die Psalmen bin ich heute an den Psalm „Aufstand der Völker“ gekommen, der mit dem Verweis auf Gottes Herrschaft endet: „Denn sie (die Völker) müssen (am Ende) erkennen, dass du der Herr bist, der Herrscher über die ganze Welt.“ (Ps 83,19). Ich war bereit, das für mich als Zeichen der Hoffnung und Zuversicht anzunehmen.

Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, trotz aller Herausforderungen, immer wieder einen Kanal freischalten zu können, damit Gott uns erreichen kann und er uns Ruhe für unsere Seelen schenkt.

Der Frieden des Allerhöchsten bewahre unsere Herzen und Sinne
Ulrich Hykes