Deutschland hat gewählt,

und für die einen war das Wahlergebnis klar vorhersehbar, für die anderen war es die von ihnen erwartete Überraschung. So oder so, jeder sieht sich in seiner Vorhersage bestätigt. Wie gut, dass wir immer alles so genau wissen, was in der Zukunft geschehen wird. 

Nein, in die Zukunft kann niemand von uns schauen. Wir können zwar auf der Grundlage von Wissen und Erfahrungen Schlüsse ziehen, ob und wie etwas mit großer Wahrscheinlichkeit geschehen wird – aber, es kann auch ganz anders kommen. Jesus erzählte dazu ein Gleichnis zu einem reichen Bauern: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“ (Lk 12, 16-21) 

Eigentlich hätte der Bauer für viele Jahre ein ruhiges Leben führen können. Es sprachen alle Anzeichen dafür, aber er hatte in seiner Bilanz wohl die falschen Dinge betrachtet. Dass wir als Menschen leicht dazu neigen unsere Beurteilungen an Fakten festzumachen, die im Hinblick auf das Leben, das ewige Leben, nicht aussagekräftig sind, warf Jesus – schon ein bisschen spöttisch – bereits den Pharisäern, damals in Jerusalem vor: „Aber er antwortete und sprach zu ihnen: Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels wisst ihr zu urteilen, über die Zeichen der Zeit aber könnt ihr nicht urteilen?“ (Mt 16,2-3) 

Kommen wir nochmal zum Wahlausgang zurück. Wenn wir mit unserer Prognose richtig lagen, stärkt das sicherlich unser Ego - weil wir mal wieder Recht hatten. Es bestärkt vielleicht auch im Nachhinein unsere Wahlentscheidung, da wo wir „strategisch“ abgestimmt haben, aber ansonsten ändert es nichts. Das ist nicht weiter schlimm, aber auch nicht genug. Tragisch, wenn alle Bemühungen uns für die Zukunft zu rüsten, sowie unsere Erwartungen und Hoffnungen nicht über die Betrachtung der vergänglichen Dinge hinaus gingen. 

Die „Zeichen der Zeit“, die Jesus anspricht, zeigen uns, mit welchem Glauben, welcher Liebe und welcher Hoffnung wir hier und heute leben. Wir brauchen kein Meinungsforschungs-institut, um zu erkennen, wie es um uns steht und ob wir dem Gebot aller Gebote folgen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lk 10,27; 5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18)

Mit den besten Wünschen für die richtigen Prognosen
Ulrich Hykes