Keiner is(s)t allein

Seit wenigen Wochen atmen wir auf. Die Corona-Welle war zumindest in unseren Breitengraden rückläufig, die Inzidenzen sogar bei null oder knapp drüber. Wir dürfen uns wieder mit anderen Menschen treffen. Lange Vermisstes ist wieder möglich. Wir dürfen Freunde einladen, zum Feiern, zum Quatschen, zum Essen. Ach, was für ein Fest! Der Tisch wird hübsch gedeckt, es wird gegrillt, gekocht, mit Liebe und Feuereifer. Wir sitzen beieinander, tauschen uns aus und genießen die Freiheit. Wie wunderbar. Dies gilt es jetzt verantwortungsbewusst zu bewahren.

Wenn Jesus zum Essen einlud, waren auch immer einige Menschen zusammen. Er saß gern mit Menschen zusammen, wir lesen sogar davon, dass er „Fresser und Weinsäufer“(Mt 11,19) genannt wurde. Manchen hat das nicht gepasst, dass Jesus zum Essen einlud, er umgab sich in ihren Augen mit den falschen Leuten. „Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?“, wurden die Jünger gefragt (Mt 9, 11) Für fromme Juden war es ein Unding, sich mit solchen Sündern am Tisch zu verbinden, dieser Umgang war für sie die Sünde schlechthin. Und Jesus entgegnet ihnen: „Diese Menschen auszuschließen, ist nicht im Sinne Gottes“. Jesus überschreitet damit Grenzen, die für die Juden nicht nachvollziehbar waren. Doch Jesus zeigt Möglichkeiten auf, wie aus einer Mahlzeit ein Zeichen von Gemeinschaft wird.

Da lesen wir von Zachäus dem Zöllner. Da waren sie nur zu zweit, man könnte fast meinen, es wäre ein Geschäftsessen. Denn das Ergebnis war ein neuer Nachfolger für Christus. Zachäus lies sein altes Leben hinter sich.

Wir lesen von den Emmausjüngern, die ihn einluden, zum Essen zu bleiben. Er teilte mit ihnen das Brot und sie erkannten, wer ihr Gast ist und war.

Wir lesen von 4000 und 5000 Menschen, die Jesus zuhörten, die begierig waren auf sein Wort und irgendwann Hunger hatten. Mit dem Wenigen, das vorhanden war, wurden alle satt und es blieb sogar noch etwas übrig.

Von Menschen, die allein essen mussten, war keine Rede. Es gab immer eine Tischgemeinschaft. In Gemeinschaft schmeckt es besser. Diejenigen, die Single sind, werden mir da sicher Recht geben. Es macht etwas aus, wenn andere mitessen, miterzählen, mitfeiern.

Im Gottesdienst gibt es auch eine Tischgemeinschaft. Jesus selbst deckt den Tisch zum Abendmahl. Es gibt Brot und Wein. Er lädt ein und freut sich auf die Gäste, die diese Einladung annehmen. Die Tischgenossen sind vielleicht ganz unterschiedlich, in ihrer Herkunft, in ihren Interessen. „Macht nichts“, sagt Jesus, „alle sind eingeladen“. Keiner ist allein. Wir dürfen alle kommen und diese Einladung annehmen.

Ich wünsche euch für diese Sommerzeit viele Tischgemeinschaften mit Freunden und vielleicht auch mit denen, die selten oder noch nie eingeladen waren. Probiert es aus.

Herzlich grüßt
Elke Heckmann