„Kantate – Singt!“ 


„Kantate“ – das ist der Name des kommenden Sonntags – vier Wochen nach Ostern.
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Dem Jubel über die Erneuerung der Schöpfung folgt der Sonntag des Lobgesangs zu Gottes Ehre. Es steht die Musik im Mittelpunkt: „Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.“

Ich glaube, es ist die Einschränkung der Coronakrise, die uns am meisten wehtut: Wir dürfen nicht singen. Im apostolischen Gottesdienst ist das Singen und Musizieren ein wesentlicher Bestandteil. Aufgrund der hohen Aerosolbelastung, die durch das Singen entsteht, ist es nun aber untersagt. Ehrlich, mein Herz blutet deshalb. Keine Chorproben, kein Chor- und Gemeindegesang. Es bleibt diesbezüglich still im Gottesdienst. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. In einigen Gemeinden wird die Orgel gespielt, dazu Texte still oder laut gelesen. Viele nehmen Videoeinspielungen aus You-Tube und ähnlichen Kanälen zur Hilfe. Musik ist wichtig, sie transportiert auf ihre Weise das Evangelium und erreicht in ihrer Art die Herzen des Ausführenden und der Zuhörer. Richtig oder falsch ist dabei keine Frage. Und während wir Lieder hören und lesen, schwingt in uns eine Saite, wie auf der Violine oder der Gitarre. Gott kommt zu uns. 

Wenn wir musikalisch als Menschen unterwegs sind, fallen uns auch oft Lieder ein, die gerade zur Situation passen. Manchmal werden sie zum Ohrwurm, also ein Stück, was uns immer wieder im Kopf herumschwirrt. Es lenkt uns ab, weg von Sorgen und Nöten hin zur Aussage des Textes. Oft fällt mir ein Lied ein, wenn ich einen Bibeltext lese. „Singet dem Herrn ein neues Lied“ – da habe ich als erstes Heinrich Schütz im Kopf, es gibt garantiert auch neuzeitlichere Versionen. Gott begegnet mir in der Musik. „Da, wo man singt, lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder“ – ein Spruch aus dem Volksmund. Gesang macht fröhlich und verbindet uns. Gesang ist ein Mittel, um andere an christliche Musik heranzuführen und ihnen das Evangelium zu verkünden. In den Aufführungen von Kantaten und Oratorien sitzen nicht nur Christen in den Kirchen. Da dürfen wir doch hoffen, dass nicht nur die Kunst, sondern auch das Wort seine Wirkung tut.

Paulus und Silas waren im Kerker, es hat sie nicht davon abgehalten, zu singen. Der Gesang sprengte die Ketten. Gott machte den Weg frei. Dankbarkeit steht im Raum. Auch für uns sollte es ganz natürlich sein, diesen Dank zu bringen. Gott hat uns gerettet, auch wenn wir nicht in einem Gefängnis (wortwörtlich) waren. Wo Gottes Größe besungen wird, ist Gott ganz nah. Kein Bereich unseres Lebens sollte davon unberührt sein, keiner ist dazu zu klein. Und es wird eine Zeit kommen, in der wir wieder mit lauter Stimme und aus vollem Herzen singen und jubeln dürfen. 

Der Herr ist groß! Halleluja!

Im Herzen singend grüße ich euch alle,

Elke Heckmann