„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ (Mt 27,54)

Mit dem Karfreitag erreicht die Passionszeit ihren Höhepunkt. Jesus wird von seinem Jünger Judas Iskariot an die Römer ausgeliefert. Er kommt vor den Hohen Rat, vor Pilatus, vor Herodes. Er wird verhört und befragt, verurteilt, geschlagen, bespuckt. Man setzt ihm eine Dornenkrone auf und legt ihm ein purpurnes Gewand um, man zeigt ihm im Hohn die pure Abneigung. Seine Jünger sind entsetzt, verschreckt, Petrus verleugnet ihn aus nackter Angst. Jesus geht allein den Weg ans Kreuz, nur aus der Ferne gehen ein paar von denen mit, mit denen er in den letzten Jahren zusammen war. Selbst am Kreuz erfährt er Lästerung, aber er hat auch einen zur Seite, der seine eigene Schuld erkennt und um Vergebung bittet. Jesus verspricht ihm, dass er mit ihm in Gottes Reich kommen wird. Die schwerste Stunde bricht an, ein Erdbeben erschüttert die Welt, der mächtige Vorhang im Tempel zerreißt von oben bis unten, kein Stein bleibt auf dem anderen. Die Welt versinkt in Finsternis, Jesus stirbt am Kreuz. Ein Hauptmann am Kreuz erkennt, was hier geschehen ist: “Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

Das Wort Karfreitag kommt aus dem Germanischen „kare“ oder „karo“, das heißt Sorge, Kummer, Klage oder Trauer. All das umfasst das Geschehen an diesem Tag. Ich habe mir mal ein Wortspiel erlaubt und aus dem „kare“ ein englisches „care“ gemacht, dann würde es übersetzt heißen: Fürsorge, Pflege, Zuwendung. Gott wendet sich uns zu. Er sorgt sich für uns. Er lässt uns spüren, dass alle Not, alles Leiden nicht in der Finsternis bleibt, sondern das es der notwendige Schritt ist, um zum Licht zu kommen. Dieser Tod ist nicht sinnlos, trostlos, hoffnungslos oder lichtlos. Es wird Ostern geben. Tod und Teufel haben sich an Jesus die Zähne ausgebissen. Gottes Macht ist stärker als der Tod. Karfreitag ist ein Tag der Versöhnung. Jesus selbst schlägt die Brücke über den Graben der Sünde. Um über diese Brücke zu gehen, muss ich erkennen, dass Jesus Gottes Sohn ist. So wie der Verbrecher am Kreuz und der Hauptmann darunter zu dieser Erkenntnis gelangt sind, so muss auch ich sprechen: „Jesus, du bist Gottes Sohn. Ich bekenne meine Schuld und bitte dich um Vergebung. Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist und all meine Schuld getragen hast. Ich erkenne dich als den Herrn meines Lebens an. Von heute an will ich dir nachfolgen, mit allem, was ich bin und habe. Danke, dass ich jetzt ganz zu dir gehöre.“ Dann wird aus dem Tag der Finsternis, des Trauerns und der Sorge der „Good Friday“, wie es im Englischen heißt. Ein guter Freitag, nicht ohne Hoffnung, nicht Dunkelheit und Tod, sondern das Tor zum Leben mit Gott. Das Kreuz des Todes wird zum Zeichen des Lebens, vor allem aber ein Zeichen der Liebe, die über den Tod hinausgewachsen ist. Diese Liebe gilt allen Menschen und wir dürfen sie hinaustragen, gerade jetzt, wo wir müde sind, keinen Nerv mehr haben, die Pandemie mit ihren Einschränkungen ertragen zu wollen. Wir dürfen die frohe Botschaft des Lebens und der Liebe erzählen. Das Leben gewinnt, es wird Ostern. Aushalten, durchhalten, weitermachen – Jesus Christus ist Sieger und wird auch uns am Sieg teilhaben lassen.
Besinnlichen Karfreitag wünscht

Elke Heckmann