Geduld und Hoffnung


Die Adventszeit ist angebrochen und viele Lichter schmücken wieder die Häuser. Auch der Adventskranz ist aufgestellt und die erste Kerze wurde angezündet. Was hat es mit dem Adventskranz aber auf sich gehabt? Nun, die Erfindung geht auf Pfarrer Johann Heinrich Wichern vor etwa 180 Jahren in Hamburg zurück. Er gründete eine Stiftung mit Bürgern aus der Stadt und wollte die Kinder aus der Armut holen. Statt der gängigen Erziehungspraxis von „Zucht und Ordnung“ setzte der Begründer der Inneren Mission viel lieber auf Wertschätzung und Ausbildung. Die Kinder lagen ihm sehr am Herzen und lebten in kleinen Wohngruppen zusammen. Vor Weihnachten fragten die Kinder immer wieder, wie lange es denn noch bis zum Fest dauert.? Diese ständige Fragerei gab ihm den Gedanken, dass sie selbst die Antwort immer vor Augen haben sollen. Wichern nahm ein Wagenrad und befestigte darauf 24 Kerzen, kleine roten Kerzen für die Wochentage und vier weiße große Kerzen der Adventssonntage. Dieses Rad wurde im Betsaal des Waisenhauses aufgehängt. Neben der Orientierung der noch verbleibenden Zeit bis Weihnachten lernten die Kinder nebenbei auch noch das Zählen. Erst Jahre später kam dann Tannengrün dazu. Soweit die Herkunft dieser Tradition.

Wenn ich solche Erlebnisse aus Biografien von Menschen wie Pfarrer Wichern lese, die ihr Leben ganz für die in Not geratenen Menschen aufwendeten, dann werde ich sehr berührt und nachdenklich. Dieser berufene Pfarrer legte alles in die Waagschale der Geduld und Hoffnung, tief aus dem Glauben an den barmherzigen Gott. Die Kinder lernten ein neues Leben kennen, dass ihnen vorher fremd gewesen war. Wieviel Wärme der Liebe musste aus diesem Haus („Das Rauhe Haus“) ausgestrahlt haben?

Die Geduld und die Hoffnung, die in den Dienst eingebracht wurden, im Vergleich mit der Geduld zu den erforderlichen Einschränkungen dieser aktuellen Zeit, spricht dann für sich.

Ich wünsche eine innehaltende und besinnliche Adventszeit

Jörg Habekost