Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel! (Goethe)

Liebe Geschwister,

es ist Sommer und damit Zeit zur Ernte, von dem, was wir im Frühjahr gesät haben. Da wachsen Bohnen, Erbsen, Salat, Radieschen, Möhren und rote Beete ganz fröhlich in unserem Garten. Bei Radieschen und Rübchen essen wir die Wurzel. Wir müssen sie aus dem Boden reißen. Bohnen dürfen noch ein Stück weiterwachsen, meist kann man sie auch länger ernten. Und zum Schluss dürfen die Wurzeln sogar im Boden bleiben, da sie dem Boden wertvollen Stickstoff geben. Und der wiederum hilft uns, auch weiterhin Gemüse auf diesem Beet zu ziehen und später zu ernten.

An den Obstbäumen reifen die Früchte. Der Baum bezieht ebenfalls über die Wurzeln Wasser und Nährstoffe, die es überhaupt erst möglich machen, dass Blätter, Blüten und später eben die Früchte am Baum hängen.

Soweit zum natürlichen Bild von Wurzeln und Früchten. In Goethes Zitat bezieht sich die Wurzel auf das, was ein Mensch im Elternhaus bekommt. Ein Kind wird in die Geborgenheit einer Familie geboren. Die Zeit der Schwangerschaft prägt dieses kleine Leben schon. Es fühlt sich angenommen, wenn man den Bauch liebevoll streichelt, mit dem Ungeborenen spricht, ein Lied singt oder schon mal die Spieluhr mit dem Gute-Nacht-Lied an den Bauch hält. Der kleine Mensch merkt, hier bin ich willkommen. Wenn das Neugeborene heranwächst, wird es im Arm gehalten. Mutters Brust gibt Wärme, Sicherheit und Nahrung. Das sanfte Schaukeln im Arm des Vaters schafft Vertrauen. Ein Sturz beim Laufenlernen ist keine schlimme Sache, wenn die Arme der Eltern in erreichbarer Nähe sind. Das Kind weiß: „Wenn ich falle, helfen Mama oder Papa mir wieder aufzustehen.“ Wenn es Probleme mit anderen Kindern im Kindergarten oder in der Schule gibt, wird ein Kind, dass solches Vertrauen schon früh erworben hat, auch in die Arme der Eltern kommen und sich aussprechen. Familie gibt Halt. 

Um zu verstehen, was das bedeutet, ist es wichtig, über Familie und ihre Bande zu sprechen. Der Stammbaum ist das bekannteste Bild dafür, wie man die Beziehungen einer Familie erklärt. Und dann ist es gut zu wissen, wer derjenige war oder ist. Nicht nur das Geburts- und Sterbedatum, sondern auch die kleinen wichtigen, vielleicht unscheinbaren Geschichten des Lebens erzählen zu können. Das Leben prägt den Einzelnen, die Geschichte des Lebens zeigt die Lebensmelodien. 

Die Melodie der Liebe Gottes wollen wir einflechten in diese Geschichte(n). Die Gebote Gottes sollen im Leben sichtbar werden. Wissen, wo die Grenzen sind. Und trotzdem die Möglichkeiten finden, über den Tellerrand zu schauen. Möglichkeiten finden, flügge zu werden. Interesse wecken, Möglichkeiten zur freien Entfaltung zu geben, Gottes Schöpfung zu erfahren und mit ihr sorgsam umzugehen. Mit Vertrauen leben, glauben, hoffen, lieben lernen. All das trägt dazu bei, dass Kinder auch Flügel haben, die sie ausbreiten – womit sie ins Leben starten können und dabei nicht vergessen, wo ihre Wurzeln sind und Kraft schöpfen dürfen aus dem Kraftquell ihrer Wurzeln. 

Gottes Familie gibt es auf der ganzen Welt. Er selbst ist die Wurzel, die uns nährt mit allem was wir brauchen. Und so gilt das, was hier steht nicht nur für unsere Kinder, sondern vor allem für mich selbst.

Herzlichst

Elke Heckmann