Die Geschichte unserer Konfession beginnt mit geistlichen Erweckungsbewegungen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in England und Schottland. Viele Ursachen hat die Forschung dafür angegeben, sowohl gesellschaftliche als auch kirchlich-religiöse. Das geistliche Leben in den Kirchen war dürftig. Die Sehnsucht nach lebendiger Gemeinde war groß. In kleinen Kreisen, denen Theologen und Laien vieler Konfessionen und Gesellschaftsschichten angehörten, entwickelten sich Aktivitäten aus Glaubenseifer und Heilserwartung.

Einer der bedeutendsten dieser Kreise war der um den Londoner Bankier und Parlamentsabgeordneten Henry Drummond. 1826 lud er etwa 30 Geistliche und namhafte Laien zu sich nach Albury zu einer Konferenz ein, um unter Gebet und Bibelstudium die unterschiedlichen Deutungen prophetischer Verheißungen und die daraus resultierenden Endzeiterwartungen zu klären. Es entstanden auch Kontakte zu einem kleinen Kreis gläubiger Christen in Schottland, bei dem Zungenreden, Weissagungen und Heilungen auftraten. Im Mittelpunkt prophetischer Offenbarungen stand die Botschaft von der baldigen Wiederkunft Christi.

Als Teilnehmer des Albury-Kreises aus ihren Kirchen ausgeschlossen wurden, versammelten sie sich in neuen Gemeinden, die sich später katholisch-apostolisch nannten. Neben dem enthusiastischen Element war in dieser Bewegung auch ein Bemühen um Ordnung vorhanden. Durch Weissagung und Prophetie wurden Apostel in ihr Amt gerufen und durch weitere Rufungen Männer in verschiedene Ämter eingesetzt. Zwischen 1832 und 1835 hatten Propheten 12 Apostel berufen.

Diese 12 Apostel bereisten in den Jahren 1837 und 1838 die Länder der Christenheit und versuchten als Beobachtende und Lernende den Zustand der Kirche kennenzulernen. Im Anschluss daran stellten sie für ihre Gemeinden eine Gottesdienstordnung auf. Vorrangiges Ziel war nicht die Gründung eigenständiger Gemeinden, sondern für die Einheit der Kirche einzutreten. Durch Kirchenausschlüsse bedingt, kam es aber dann doch zur Bildung von Gemeinden in vielen Ländern. Im Jahre 1836 wandten sich die 12 Apostel mit einer Denkschrift, Testimonium genannt, an die geistlichen und weltlichen Führer der Christenheit.

Als 1855 die ersten Apostel starben, kam es zu der Entscheidung, dass keine weiteren Apostel mehr gerufen werden sollten. Damit setzten vor allem in Deutschland und Holland komplizierte, von mehreren Spaltungen gekennzeichnete Entwicklungen ein.

Die Entscheidung der englischen Apostel war nicht unumstritten und es kam zu neuen Apostelrufungen, die von der Leitung der katholisch-apostolischen Gemeinden nicht anerkannt wurden. Es kam zum 1863 Bruch.

In Hamburg wurde durch den Propheten Heinrich Geyer die „Allgemeine christliche apostolische Mission“ gegründet. Von Hamburg aus wurden weitere Gemeinden gegründet und es kam zu neuen Apostelrufungen.

Im Jahre 1878 kam es zu einer Spaltung dieser Gemeinschaft. Mit dem Tod des letzten Apostels der „Allgemeinen christlichen apostolischen Mission“ Robert Geyer im Jahre 1957 hörte dieser Zweig praktisch auf zu bestehen.

Aus dem abgespaltenen Teil entwickelten sich im wesentlichen zwei Gemeinschaften. In Deutschland ging später die „Neuapostolische Gemeinde“, heute „Neuapostolische Kirche“ hervor, die inzwischen fast weltweite Verbreitung gefunden hat. In Holland entstand die „Hersteld Apostolische Zendigkerk“. Diese Gemeinschaft existiert heute noch, hat sich allerdings in mehrere Gruppen aufgespalten.

Die neuere Forschung nennt denn auch das Jahr 1878 als eigentliches Entstehungsjahr der heutigen „Neuapostolischen Kirche“ und nicht das Jahr 1863.

Parallel zum Wachstum der neuapostolischen Gemeinden gab es immer wieder weltweit Spaltungen. Die Ursachen waren unterschiedlich, doch im Wesentlichen ging es um den Machtanspruch des Stammapostelamtes. Dieses Amt eines Stammapostels ist unseres Erachtens biblisch nicht begründet. Wir können deshalb nicht nachvollziehen, dass irgendein anderes Kirchenoberhaupt seine Alleinherrschaft aus einer besonderen Stellung des Petrus im Jüngerkreis glaubt ableiten zu können.

Der neuapostolische Stammapostel Hermann Niehaus ließ sich nach 1914 zunehmend von Stimmungen, Träumen und Visionen leiten. Der sächsische Apostel Carl August Brückner wurde zum  Anwalt derer, die den spirituellen Ansichten des Stammapostels und seinem Personenkult kritisch gegenüberstanden. Die unterschiedlichen Auffassungen führten 1921 zum Ausschluss der Apostel Carl August Brückner und Max Ecke, denen einige tausend Gläubige folgten. Die Ausgeschlossenen gründeten daraufhin den "Reformiert-Apostolischen Gemeindebund".

Für die Spaltungen von der Neuapostolischen Kirche in den Jahren 1954 in der Schweiz und Frankreich und 1955 in Westdeutschland war die Ende 1951 verkündigte Lehre des damals amtierenden Stammapostels Johann Gottfried Bischoff ausschlaggebend, dass er nicht sterben werde, bevor Jesus komme und die Auserwählten zu sich nähme (Erste Auferstehung). Diese Lehre ist unter dem Begriff „Botschaft“ bekannt. Sie wurde zum Dogma erhoben. Etliche Amtsträger, vor allem Apostel, die dieses nicht verkündeten, wurden ihres Amtes enthoben und aus der Neuapostolischen Kirche ausgeschlossen, so in der Schweiz Apostel Otto Güttinger und im Rheinland die Apostel Peter Kuhlen, Siegfried Dehmel und Ernst Dunkmann. Bischoff starb 1960, ohne dass es in der Folgezeit zu einer Rehabilitation der ausgeschlossenen Amtsträger kam. So entstand in der Schweiz und damit verbunden auch in Frankreich 1954 die „Vereinigung Apostolischer Chri sten“. In Deutschland wurde 1955 die Apostolische Gemeinschaft gegründet.

In Holland und Frankreich hatten durch innerkirchliche Nöte in gleicher Weise Trennungen stattgefunden. Die aus diesen Konflikten in den verschiedenen Ländern entstandenen Gemeinschaften nahmen Kontakt zueinander auf und so entstand 1956 die Vereinigung der Apostel der Apostolischen Gemeinden. In Europa, wo der Kontakt wesentlich intensiver sein kann, hat sich daraus die Vereinigung Apostolischer Gemeinschaften entwickelt. Ihr gehören die Gemeinschaften in Holland, Frankreich, der Schweiz und Deutschland an.

Neben strukturellen Veränderungen wurden in der Vereinigung insbesondere seit den 70er Jahren auch wesentliche Neuorientierungen und Reformen in theologischen Fragen vorgenommen. Dies betrifft insbesondere das Kirchen-, Amts- und Sakramentsverständnis.

In Deutschland haben sich im Jahre 1994 der Reformiert – Apostolische Gemeindebund und die Apostolische Gemeinschaft zusammengeschlossen und tragen den gemeinsamen Namen Apostolische Gemeinschaft.

Der Rückblick in die Geschichte fordert uns zur Besinnung heraus. Wir finden uns heute an einem bestimmten Zeitpunkt zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einem geschichtlichen Prozess vor, der uns sehr nachdenklich macht. Doch sind wir dem nicht einfach ausgeliefert. Wir haben Buße zu tun und um Führung zu bitten. Und das wollen wir tun. Wenn in früheren Jahrzehnten das Amt über dem Wort der Heiligen Schrift stand, so kämpfen wir seit vielen Jahren darum, dass dem Wort der Heiligen Schrift der Vorrang vor jedem Amt gebührt.

Heute haben wir bereits ein Stück des Weges der Reformation zurückgelegt. Doch ein weiter Weg liegt noch vor uns. Wir laden sie ein, sich im Kapitel „Fakten“ einen Überblick über unser heutiges Verständnis zu verschaffen.

Hier finden Sie Artikel aus unserer Mitgliederzeitschrift "Der Herold" bzw. "Blickpunkt", die sich mit unserer Geschichte befassen:

Literaturempfehlung:

Helmut Obst, Apostel und Propheten der Neuzeit, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 4. Auflage 2000, ISBN 3-525-55438-9

Johannes Albrecht Schröter, Die Katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer, Tectum Verlag, 3. Auflage 2004, ISBN 3-8288-8724-4

letzte Aktualisierung: Samstag, 3. März 2018